Den Stapi samt Windeln in die Kinderecke versetzt


Das fasnächtliche «Intelligenzplatt Gränchner Gosche» zeigt sich erneut angriffslustig…

Gränchner Gosche: Vom «offiziellen Orkan» der Faschingszunft Grenchen gibts ohne Konkurrenz wieder richtig viel Saures – auch für Stapi Boris Banga. Auch nationale Persönlichkeiten kriegen ihr Fett mit derselben spitzen Feder weg.

Mit dieser 5. Jahreszeit gibt es in Grenchen noch eine einzige Fasnachtszeitung – was sie für Liebhaber närrischen Un-, Froh- und Blödsinns nur wertvoller macht. Die «Ghäderhächle» ist nicht mehr, die «Gosche» aber umso mehr.
Das entlockt dem Autorenteam auch gleich den Seitenhieb: «»D’Gäderhächle gäb schins uf, au dene fählt haut chli der Schnuf. Mir finges schad denn wo findsch so, die holperige Värse no». Auch wenn sich die Gosche selbst beim ein oder anderen Vers noch ans Fasnachtsmotto «es rumplet» hält, kriegen nationale Persönlichkeiten ihr Fett mit derselben spitzen Feder weg wie lokale Cervelat- und Nichtprominenz.

Vom «dampfenden» Stapi

Einmal mehr spielen der Stadtpräsident und dessen Gehabe in der roten Industriestadt im Grünen eine grosse Rolle. Die Karikaturen von «Leo» bringen es rasch auf den Punkt – etwa, wenn Boris Banga mit der Gerte vor dem versammelten, untenrum entblössten Gemeinderat steht und meint: «Liebe Gemeinderäte, ab sofort wird hier nicht mehr unter der Gürtellinie diskutiert.»   Dass sich «dr Banga» nicht immer an die eigene Regel hält, zeigt die «Gosche» einige Seiten weiter mit der Zeichnung über ihn und Antifreund «PGM», die beide in Windeln in der Kinderecke trotzen.   Der Stapi pflege da einen ziemlich räsen Ton, meint die Gosche, «und i miechti fasch e Wett; dä Stil het är vom Gränche net.» Die «Gosche» ist sich über Boris Banga ziemlich sicher: «Stück für Stück gheit jetzt vonang, was är ufbaut het so lang.»
Auch seine Frau, die mit der Tierpartei den Sprung in den Nationalrat um Hadesbreite verpasste, wird nicht vergessen. Da dankt sie auf dem Inserat ihren Wählern mit den Worten: «Herzlichen Dank den 5764 Säulis, die mich wählten.»
Keine Lorbeeren holt sich Boris Banga mit seiner Rolle im Falle des aberkannten Anerkennungspreis an Regi Lüthi. Was der verdienten Lindenhausleiterin prompt den heurigen «Prix Göschi» einbringt. Die Kulturkommissionsleiterin nicht vergessend, meint «s’Göschi» dazu: «Wenn das am Boris so nid passt, das isch nid üse Kummer.»

Nicht alles rund beim Fussball

Die Rede ist vom «Massacker auf dem Acker», davon, dass auf dem Moscheeland Schweine vergraben wurden und «von Büren Ivo», der seit letztem Jahr «schinbar Gnagi furchtbar gärn» habe.
Getreu dem Fasnachtsmotto und dem von Stadtbaumeister Claude Barbey entworfenen Plakettensujet widmet die Gosche dem «Verchehrschaos» in Grenchen eine ganze Seite. «Verkehrsberuehig noch und nöcher, drum hets überau die Löcher (…) Dr Barbey meint drufabe troche, neume muesch jo s’Gäud verloche.»
Auch der Fussball ist ein grosses Thema: Vor dem Kunstrasen, der prominent die Titelseite ziert, dem Uhrencup und dem Rücktritt der FCG-Geschäftsleitung «Ohni Erbs finanze, sig dä Club jo eh am Ranze»), wird nicht Halt gemacht. Oder vor dem adventlichen Sonntagsverkauf und dem Baumstreit im Haldenquartier. Daneben finden sich wie gewohnt viele kleinere Anekdoten, Gerüchte und Geschehnisse, die an dieser Stelle der Spannung halber aber unerwähnt bleiben. Auch die Wiederansiedlung des Grenchner Tagblatts wird erwähnt, wenn «s’Göschi» auf seiner Wanderung am «Kleinst-Redaktions-Büro» vorbeikommt, wo es der GT-Korrespondent Kaspar Haupt schon redselig erwartet.
Ein grosses Thema ist das klein gewordene Angebot im Spital Grenchen. Mit «aus Gränchner muesch, es isch e Gruus, jetz z’Soledurn is Chrankehuus», wird witzig und gewieft ein Erlebnis eines Patienten geschildert, welcher nach Stunden und Tagen schliesslich am Empfang scheitert und gar nicht erst behandelt wird. Auch sonst muss «Solothurn» dran glauben. Chaot zu sein, sei dort eigentlich gar nicht so schlimm, denn «wenn das nämlech gnauer nimmsch, ischs dr wöhler wenn dört schpinnsch».

An Kritik fehlt es nicht

Natürlich wird auch der Zivilschutzkommandant Remo Schneider auf die Schippe genommen. «Nun hat auch die Kommandozentrale einen Dachschaden», wird zweideutig festgestellt, weil nach dem Schnee im Dezember der Unterstand des Zivilschutzes vor dem Kastelschulhaus zusammengestürzt war.   Kein Erbarmen hat die Gosche mit SVP-ler und SWG-Verwaltungsrat Heinz Müller, welcher vergangenes Jahr nur selten an Sitzungen war. «Villicht duet är denn d’Sunne gniesse; d’Hauptsach d’Sitzigsgälder fliesse.» Alles in allem überzeugt die «Giosche» wieder mit einer gelungenen Schreibe, welche das Närrische des Jahres 2011 noch närrischer macht.

Quelle: (az Grenchner Tagblatt, von Patrick Furrer)

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