Der Gränchner Gosche verschont fast keinen

Am Freitag erscheint das fasnächtliche unzensurierte Intelligenzplatt, der Gränchner Gosche. Auf 20 Seiten gibt es viel zu lachen.

Eines muss man den Machern der Grenchner Gosche lassen: Sie verstehen es, auch noch in letzter Minute vor Redaktionsschluss aktuelle Themen im «offiziellen Orkan der Faschingszunft» unterzubringen. Das 20-seitige Blatt ist sogar währungsbereinigt und nimmt die Entscheide der Nationalbank und der Europäischen Zentralbank gleich mit: «D’Entwicklig vom Euro isch Draghisch – dr Franke isch übere Jordan.» Doch auch die Gosche sieht hier klare Vorteile: Kein Schlangestehen mehr vor dem Pistenvergnügen und ein Mehrgenuss in den Ferien, weil «jetz chasch do kei Schwob me gseh.»

Ab Freitag also kann die Gosche für einen Fünfliber an den Kiosken erworben werden. Das az Grenchner Tagblatt durfte bereits vorgängig einen Blick hinein werfen, hat sich gehörig amüsiert und über Leos Zeichnungen gefreut.

Das Titelblatt ziert der lächelnde SWG-Geschäftsführer Per Just, der mit einem Windrad in der Hand aus der Steckdose schwebt. «Just Strom Per Wind», so der sinnige Titel. Auf Seite 4 gehen die «Intelligenzplattmacher» nochmals auf die Windkraft und den Kampf des SWG-Direktors gegen seine Gegnerschaft ein. Göschi meint: «Dr Ungerschied vom Per Just zum Don Quichote – dr eint kämpft mit, der anger gäge Windmühle.»

Die Gosche nimmt auch ein anderes Thema auf, das förmlich danach schreit, an der Fasnacht thematisiert zu werden: «Selfies im Trend». Nachdem Geri Müller «sire Schabe» ein faltenloses Selfie eines bestimmten Körperteils schickt, damit man ihn ohne Falten in Erinnerung behalten kann – «Dr Chopf chasch nid fotografiere, mit däm Gring muesch Di schiniere», fabulieren die Fasnächtler, wie Selfies der Grenchner Amtsinhaber aussehen würden. Stadtschreiberin Luzia Meister beispielsweise würde nur ihr Büro zeigen: «D Luzia Meister isch nid druff – nur vom Büro ihres Puff.» Polizeikommandant Robert Gerber als «Sinode-Ängu» zeigte sicher nicht «si Stängu». Feuerwehrkommandant Bruno Bider, etwas derb, «dä zeigt do dr lengschti Schluuch», und BGU-Chef Hansruedi Zumstein schlägt mit seinem Selfie alle: er nimmt den grossen Gelenkbus mit drauf.

Solothurn einmal mehr Thema

Nicht fehlen dürfen in der «Gosche» die Seitenhiebe gegen die Kantonshauptstadt Solothurn und den Kanton selber: So hat Solothurn beispielsweise für die diesjährige Fasnacht ein Motto gewählt, das Grenchen schon vor 20 Jahren zelebrierte. Fazit: «Was do zum Usdruck chunnt derbi – die si haut gäng chli hingedri». Die neue Gondelbahn auf den Weissenstein hat laut Gosche auch nur einen Zweck: Die Solothurner können endlich beim Hinaufschweben auch ihr Niveau heben. Und zum Säulirennen an der Heso meinen die Goschenschreiber: «Wir würden, statt sie rumzuhetzen, einfach unsre Messer wetzen – Die Solothurn-Aristokraten essen halt kein Schweinebraten.»

Die Sparbemühungen des Kantons auf dem Buckel Grenchens – Stichwort Zentralisierung, Verlegung der Steuerbehörde und des Zivilstandsamtes nach Solothurn – werden mit der Drohung quittiert: «De göh mer haut zum Kanton Bärn, die nähmte Gränche nämli gärn – und me würd, das isch eso, ersch no besser sich verstoh.»

Gute Zeiten nach Boris

Besseres Verständnis und eine wärmere Stimmung herrscht auch im Stadthaus, wie die Gosche feststellt. Auf einer ganzen Seite wird beschrieben, wer in François Kuschelstunde mit wem kuschelt – interessante Konstellationen sind garantiert. Und bei Göschis Stadtrundgang fällt im Rathaus auf, dass hier jetzt Zuckerbrot verteilt wird und man die Peitsche nicht mehr knallen hört wie früher.

Auch sonst kriegen etliche Grenchner Politiker ihr Fett weg: Bleifuss-Gemeinderat Ivo von Büren fährt auf dem Weg nach Unterschächen gleich in zwei Radarfallen – und das nur, weil er sich nicht von der weiblichen Navi-Stimme warnen lassen will. Und Stapi Scheidegger war der Einzige, der bei seiner «Einbürgerung» warten musste, weil der Bürgerrat lange darüber diskutieren musste, ob man einen Solothurner hier in Grenchen überhaupt integrieren kann, ganz im Gegensatz zu Zugewanderten aus Togo, Vietnam und dem Iran. Stadtschreiberin Luzia Meister, immer schnell auf dem Velo unterwegs, ärgert sich über die «Buggelpiste» auf Grenchens Strassen, die ihr zügiges Fahren verunmöglichen und die Gosche stellt fest, dass sie äusserst mutig sei, ständig ohne Helm unterwegs zu sein: «So Wärbeslogans tüe nüt nütze, wenn sech so Gringe nid tüe schütze.»

Stories aus dem Blätterwald

Auch Geschichten aus dem az Grenchner Tagblatt werden im «Intelligenzplatt» aufgegriffen, so die Wanderung der Airport-Bänkli, denen es dort nicht mehr gefallen hat. Oder die Geschichte der «Scheich-Villa», die jetzt stückweise verkauft werden soll: «D›Gosche het grad reagiert und ei Backstei reserviert.»

Wenig Freude machte den Goschenschreibern ein Vorfall an der letzten Fasnacht, als in einer Fasnachtsbeiz die Polizei Bussen wegen Überschreiten der Polizeistunde Bussen verteilte. Der Wunsch der Gosche: «Ar Fasnacht mou es Oug zuedrücke statt grad e Buessezettel z’zücke Statt uf däm Wäg Gäud iztribe so Dein Freund und Helfer blibe.»

Nicht fehlen im Blatt darf natürlich der FC Grenchen, dem die Gosche eine ganze Seite widmet. Sie hat sogar eine Crowd Funding zugunsten des FCGs initiiert, allerdings mit wenig Erfolg, wie die Sprücheklopfer schreiben: «Nach drü Monet si eso scho zwänzg Rappe zämecho.»

Dies nur ein kleiner Einblick in Grenchens Fasnachtszeitung, die natürlich in keinem Haushalt fehlen darf.

 

«Gosche» an den üblichen Verkaufsstellen für einen Fünfliber.

Quelle: Oliver Menge (az Grenchner Tagblatt)
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